Warum ich Wissenschafts-Thriller schreibe.

Gefühlt findet man in der heutigen Buchlandschaft Dutzende unterschiedliche Genres mit jeweils wiederum unzähligen Untergenres. Das gilt für Horror- oder Liebesromane ebenso wie für Krimis oder Thriller. Für jeden Lesegeschmack ist etwas dabei und das ist wunderbar. Mich persönlich haben schon immer Geschichten interessiert, die mich auf mehreren Ebenen fesseln; in erster Linie durch eine spannende Geschichte sowie interessanten Charakteren. Darüber hinaus brauche ich in einem Buch ein der Geschichte zugrundeliegendes Thema, das mich fasziniert und neugierig macht. (Link-Tipp: »Krimis & Thriller – eigentlich ein kunterbuntes Genre)

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Ich bin schon immer ein Fan von Romanen gewesen, die nicht nur spannend sind, sondern auch meinen Horizont erweitern – bevorzugt wissenschaftliche Themen, idealerweise aus den weiten Feldern der Medizin und/oder unserer Umwelt. Der Roman, der mich diesbezüglich am Nachhaltigsten beeindruckt hat, war sicherlich „Der Schwarm“ von Frank Schätzing. Zu meinem Leidwesen gab es zu diesem Zeitpunkt – vor etwa 15 Jahren – kaum Bücher auf dem deutschen Buchmarkt im Stile des „Schwarms“. Natürlich gab es Autoren wie Michael Crichton oder das Duo Preston/Child, deren Bücher ich verschlungen habe, aber darüber hinaus wurde aus meiner Sicht enttäuschend wenig in dieser Richtung veröffentlicht. Vor allem Thriller, die Umwelt-Themen beleuchteten, fristeten lange ein Schattendasein. Als ich 2007 mit dem Schreiben begann, war für mich vollkommen klar, dass ich jetzt die Bücher schreiben möchte, die ich mir als Leser immer gewünscht hätte, aber nie bekommen habe.

Ein guter Wissenschafts-Thriller zeichnet sich meiner Meinung nach durch drei Komponenten aus. In erster Linie braucht man eine originelle, spannende Geschichte. Was das betrifft, bieten die unterschiedlichsten Wissensgebiete mit ihren neuesten Forschungsergebnissen mehr als genügend Stoff. Abwechslung vom Standard-Serienkiller ist beim Wissenschafts-Thriller also garantiert. Zum Zweiten braucht man interessante Charaktere, die den Leser fesseln und faszinieren. Zugegeben, soweit unterscheiden sich die ersten beiden Komponenten nicht sonderlich von Büchern anderer Genres.

Das Besondere an einem Wissenschafts-Triller ist, in meinen Augen, die dritte Komponente: Das zugrundeliegende Thema des Romans. Hier erwarte ich als Leser, Neues zu erfahren, in Erstaunen versetzt zu werden, und im Idealfall dabei noch etwas zu lernen. Als Autor ist es dann auch dieser Part, der mir beim Schreiben sehr viel Spaß bringt. Habe ich mich für ein Thema entschieden, beginne ich zu recherchieren; für mich ein ganz elementarer Teil beim Schreiben. Die Kunst ist es dann, den Lesern und Leserinnen die wichtigsten Sachverhalte wohl dosiert im Rahmen einer spannenden Handlung zu vermitteln. Dabei ist es mir persönlich immer wichtig, beide Seiten einer Medaille zu beleuchten. Es gibt selten nur einen Aspekt in einer Debatte oder Meinung, und nur selten ein klare Abgrenzung zwischen „Gut“ und „Böse“. Außerdem liebe ich es, Fakten und Fiktion so miteinander zu verschmelzen, dass sich der Leser zwangsläufig fragen muss, was denn nun „Wahr“ ist, und was sich der Autor nur ausgedacht hat. Es ist diese spezielle Mischung, die viele Leser*innen von Wissenschafts-Thrillern lieben.

Mein Debüt „BLOW OUT“ von 2013 behandelt den Klimawandel, unterseeische CO2-Speicherung im Meeresboden und Polkappenschmelze. Der SPIEGEL-Bestseller von 2018 „STURM“ beleuchtet das große Feld der Wettermanipulationen in Kombination mit zunehmenden Extremwetter-Ereignissen. In meinem aktuellen Thriller „LEBEN“ thematisiere ich das immer schneller um sich greifende Artensterben, das, wenn es nicht rasch gestoppt wird, auch für uns Menschen sehr schnell und unerwartet zu einer echten Bedrohung werden kann. Darüber hinaus zeige ich auf, dass das Leben an sich keine Selbstverständlichkeit ist; etwas, das wir in der heutigen Zeit leider häufig vergessen.

Wissenschafts-Thriller haben das Potenzial, uns zu fesseln und uns auf unterhaltsame Art und Weise gleichzeitig etwas Neues zu bieten; sei es eine technische Errungenschaft oder der Blick hinter die Kulissen einer uns bislang verborgenen Welt. Wenn Leser*innen mir schreiben, dass sie sich nach der Lektüre eines meiner Bücher vor den Computer gesetzt haben, um im Internet weiter über das Thema meines Romans zu recherchieren, dann habe ich alles richtig gemacht.

Uwe Laub, April 2020