Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Oberpfaffenhofen (DLR)

Bereits in einem frühen Story-Entwurf von STURM spielten Satelliten eine wichtige Rolle in der Geschichte. So sollte denn auch das DLR als ein Schauplatz in der Handlung dienen. Für meine Recherchen musste ich mich also intensiv mit Satelliten, deren Technik sowie den Abläufen von Satelliten-Missionen befassen. Wie immer ist das Internet gut geeignet, um sich bestimmte Grundbegriffe anzueignen und um sich einen ersten Überblick über die Thematik zu verschaffen. Mehr aber auch nicht, denn Luft- und Raumfahrt-Technik kann für einen Laien sehr schnell sehr verwirrend werden. Was lag näher, als sich um einen kompetenten Interview-Partner beim DLR zu bemühen? Zumal ich mit dem Auto keine 30 Minuten bis nach Oberpfaffenhofen benötige, wo sich das größte Forschungszentrum dieser Art in Deutschland befindet.

DLRZ_3_1920Auf meine erste Mail-Anfrage teilte mir eine Dame aus der Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit“ freundlich aber direkt mit, dass es zwar gelegentliche Fachvorträge für bestimmte Gruppen gäbe – dazu einmal im Jahr einen Tag der offenen Tür, darüber hinaus aber keine „Standard“-Touren oder Rundgänge durchgeführt werden. (Nachtrag: Inzwischen scheint es laut Homepage regelmäßige Führungen zu geben.) Wegen eines Interview-Partners musste ich ihr zudem im Vorfeld meinen Fragen-Katalog mailen. Sie wollte dann „mal schauen“, ob sich jemand findet, der bereit sei, meine Fragen zu beantworten. Ich seufzte. Das Unterfangen DLR begann zäh.

Drei Monate später war es endlich soweit. Ich hatte einen Termin mit Dr. Florian Sellmaier von der Geschäftsfeldentwicklung des GSOC – dem Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum, von wo aus Satelliten-Missionen gesteuert und kontrolliert werden, ebenso das Columbus-Modul der ISS. Ich war wahnsinnig aufgeregt. Mein erster Recherche-Termin mit einem hochkarätigen Experten stand bevor. Was, wenn ich an einen waschechten Nerd geraten würde, der mich nach wenigen Minuten wieder aus seinem Büro bugsierte, weil ihn meine „Anfänger“-Fragen langweilten? Natürlich hatte ich mich so gut es ging vorbereitet, aber durch meinen Kopf spukte ständig eine strenge Version von Sheldon Cooper aus The Big Bang Theory, der mich erwartete …

DLRZ_4_1920An der Pforte holte ich mir den bereitliegenden Besucherausweis ab und versuchte danach, mich auf dem weitläufigen Areal zu orientieren. Das DLR in Oberpfaffenhofen besteht insgesamt aus 13 Einrichtungen die sich u.a. mit Weltraummissionen, Klimaforschung, Erdbeobachtung, Navigationssystemen und Robotertechnik befassen. Zum Areal gehört sogar ein kleiner Flugplatz, der jedoch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Dr. Florian Sellmaier entpuppte sich zum Glück keinesfalls als Nerd sondern als äußerst sympathischer Mann, der zunächst einmal mich über meine Arbeit ausfragte. Was ich denn schon so veröffentlicht hätte, woran ich aktuell schreibe, und so weiter. Er präsentierte mir auch einen dicken Wälzer über die Steuerung von Raumfahrzeugen, den er gemeinsam mit zwei Co-Autoren geschrieben und selbst veröffentlicht hat. Ich blätterte ein wenig darin herum und kam zu dem Schluss, dass man Luft- und Raumfahrttechnik studiert haben sollte, um den Inhalt dieses Buches verstehen zu können. Sellmaier lachte und meinte, dass es sich vermutlich deshalb so selten verkaufen würde. Das Eis war gebrochen.

Die nächste Stunde beantwortete Sellmaier geduldig alle meine Fragen. Zwei oder drei davon schienen sogar recht knifflig zu sein, denn Sellmaier musste nachdenken und konnte dann nur spekulieren – kein Wunder, da wir ab einem gewissen Punkt ja in den Bereich der Fiktion abdrifteten. Zwischendurch organisierte Sellmaier mal eben nebenbei meine Teilnahme an einer Führung durch das GSOC, die in zwei Stunden stattfinden sollte. Nach der vereinbarten Stunde, die wie im Flug verging, bedankte ich mich herzlich und wir verabschiedeten uns. Um die Zeit bis zur Führung zu überbrücken, erlaubte er mir, mich auf eigene Faust auf dem Areal umzusehen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.

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Vor dem German Space Operations Centre (GSOC), dem Herz des DLR, wartete bereits eine kleine Gruppe von Studenten, der ich mich anschloss. Von hier aus wurden bereits mehr als 50 Satelliten in die für sie vorgesehenen Umlaufbahnen gesteuert und teilweise auch weiterhin kontrolliert. Auch das Columbus-Modul der ISS wird von hier aus überwacht. Die Führung war hochinteressant. Auf der Aussichtsbrücke, die einen Blick aus mehreren Metern Höhe in alle vier Kontrollräume bietet, fühlte ich mich beinahe wie Captain James T. Kirk auf der Brücke der Enterprise. Ich konnte sogar einen Teil der täglichen Routine-Kommunikation mit einem der Wissenschaftler an Bord der ISS verfolgen und stellte unserem Tourguide auch hier unablässig Fragen.

DLRZ_1_1920 Nach rund drei Stunden machte ich mich auf den Heimweg. Die ganze Fahrt über versuchte ich die vielen Eindrücke zu verarbeiten, und selbstverständlich begann ein Teil meines „Autoren-Hirns“ bereits damit, viele dieser Eindrücke in meine Story zu integrieren. Aus diversen Gründen habe ich später vieles davon wieder gestrichen, leider auch den Handlungsstrang im DLR. Ich hoffe, Dr. Florian Sellmaier verzeiht es mir. Die Informationen, die ich an diesem Tag von ihm erhalten habe, waren für STURM jedoch Gold wert.

Uwe Laub,
November 2017.